Zum Tod von Niki Lauda

Ein Leben zwischen Sternstunden und Katastrophen Von Helmut Zwickl

Er war wohl der bekannteste Österreicher. Am 22.Februar 2019 feierte er seinen 70. Geburtstag. Voller Optimismus sage er: «Ich komme wieder zurück». Am 20. Mai verstarb er in der Universitätsklink Zürich. In einem E-Mail wurde die Welt informiert: «In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorglicher Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns fehlen»

Im Sommer 2018 hatte sich Niki am Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen müssen, von den Folgen hat er sich nie mehr erholt.

Prof.Dr.Walter Klopetko, der mit seinem Team in einer achtstündigen Operation Niki mit einer Spender-Lunge versorgte, zu seinem Ableben: «Es gibt keine Todesursache, sein erschöpfter Körper konnte nicht mehr…»

Niki Laudas Leben zwischen Sternstunden und Katastrophen erweckte globales Interesse. Mit logischem Denken und einem übernatürlichen Willen, der jedes Risiko intuitiv und emotionslos kalkulierte, wurde aus dem Jungen ohne besondere Schulbildung ein dreifacher Automobil-Weltmeister und ein erfolgreicher Flugunternehmer. Mit Krediten finanzierte er sich den Einstieg über die Formel 2 in die Formel 1, der 1971 in Österreich stattfand. Mit einer Mitgift, die er nicht hatte, bluffte er sich in das BRM-Team. Als Enzo Ferrari den Monaco-Gran Prix 1973 live am Bildschirm erlebte, wo Niki seinen BRM auf Platz drei hielt, befahl er: «Diesen Lauda müssen wir haben.»

1974 war Niki bei Ferrari, wurde zur Schlüsselfigur bei der sportlichen Sanierung des Teams, war noch nicht ganz reif für den WM-Titel, lernte, beobachtete, lenkte, koordinierte, motivierte und säte. 1975 war Erntezeit.

Ferrari hatte die größten Resourcen, z.B. eine eigene Teststreckeund Niki Lauda sagte: «Ich benütze mein Talent dazu, mein Auto zu optimieren um im richtigen Augenblick loszulegen.»

Er wurde Weltmeister 1975.

Nach fünf Siegen dann am 1.August 1976 dieser Crash am Nürburgring, dem eine böse Vorahnung drei Tage vor dem Rennen voranging: bei Kilometer 10,5, an der späteren Unfallstelle, hatte Niki bei einer Besichtigungsrunde angehalten und die Gefährlichkeit des Rings angeprangert. In der Intensivstation kämpfte er vier Tage nach dem Feuerunfall ums Überleben. Von Ferrari bereits abgeschrieben, kehrte er am 12.September in Monza zurück. Mit verbranntem Gesicht, gezeichnet fürs Leben. Er überwand die Angst und wurde Vierter.

Als er im Regen-Chaos in Japan, mit den Worten «mein Leben ist mir wichtiger als der WM-Titel» vorzeitig das Handtuch herwarf, überließ er James Hunt den WM-Titel 1976 um einen einzigen Punkt.

«Sagen wir doch, es war ein Motorschaden», flehte ihm der Ferrari-Rennleiter an.

«Nein» erwiderte Lauda, «bleiben wir bei der Wahrheit…»

So war er: immer der Wahrheit verpflichtet, immer geradlinig.

1977 wurde er auf Ferrari zum zweiten Mal Weltmeister, wechselte 1978 zu Brabham und zog sich am 28.9.1979 mitten im Training zum Montreal-Grand Prix zurück. Er begann, die Lauda-Air aufzubauen. Der Kampf gegen das staatliche Flug-Monopol AUA «war nur aus der Position des Stärkeren zu gewinnen» sagte er, und das war Lauda als Rennfahrer.

Auch die Tatsache, dass John Barnard ein revolutionäres Voll-Carbon-Monocoque ins Spiel brachte, war für Niki ein Sicherheits-Aspekt, der ihn zu einem Comeback 1982 bei McLaren motivierte. Sein Deal: «Zahlt mir einen Dollar fürs Fahren und 3 Millionen für meine Vermarktung.»

1984 wurde er zum dritten Mal Weltmeister, mit einer sagenhaften Bilanz: 171 Grand Prix Starts, 24 Pole positionen und 25 Siegen.

Der Absturz einer Lauda-Air-Boeing am 26.Mai 1991 über Thailand wurde zum Tiefpunkt seines Leben. 223 Menschen starben und Lauda kämpfte mit seiner ganzen Durch-schlagskraft um zu beweisen, dass seine Airline keine Schuld treffe. Er unterrichtete die Öffentlichkeit immer mit der vollen Wahrheit, nichts wurde verschleiert. Er machte solange Druck, bis sich herausstellte, dass sich die Schub-Umkehr im Flug aktiviert hatte. 

Niki war geprägt von einem glasklaren Schwarz-Weiss Denken. Die kürzeste Verbindung zweier Punkte war immer eine Gerade. Er hasste Lügner und Politiker die das Volk verdummen. Seine Managment-Qualitäten waren so unglaublich wie seine Durchschlagskraft. Auch als Flugzeug-Pilot war er herausragend. Der Boeing-Chefpilot sagte über ihn: «Niki war der beste Pilot den wir je bei der Umschulung auf ein Großraumflugzeug hatten.»

Niki gründete insgesamt vier Fluglinien. Noch im Jänner 2018 holt er sich NIKI zurück und verkaufte Laudamotion im Dezember zu 100% an Ryanair.

1997 spendete ihm sein Bruder Florian eine Niere. Als diese nicht mehr funktionierte, bekam er von seiner späteren Frau Birgit im Jahre 2005 eine zweite Niere.  

Als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Rennstalls war er mitverantwortlich für die einmaligen Erfolge die das Team einfuhr. Um ihn trauern seine Kinder Mathias und Lukas, die er mit seiner ersten Frau Marlene hatte, der uneheliche Sohn Christoph, sowie die Zwillinge Max und Mia die ihm seine Gattin Birgit schenkte.

Welchen Stellenwert er in Österreich hat, zeigte sich in Wien: Bundespräsident Van der Bellen und Kanzler Kurz leiteten ihre Pressekonferenz am Tage der Regierungskrise mit einer Würdigung von Niki Lauda ein.

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